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Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.
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Projektförderer
Im Rahmen des Projektes „Wenn Bilder meine Sprache wären – mediale Darstellung muslimischen Lebens im Diskurs“ sollen durch analytische Auseinandersetzungsprozesse mit der Berichterstattung in den Medien über den Islam, Muslime und muslimisches Leben in Deutschland bundesweit Jugendliche sich reflektierend mit den Phänomenen Muslimfeindlichkeit, religiös begründeter Extremismus und Antisemitismus beschäftigen und ihre Rolle als gesellschaftspolitische Akteur_innen aktiv wahrnehmen und gleichzeitig sollen Medienvertreter_innen sensibilisiert werden in ihrer Berichterstattung über Muslime (und als solche markierte) und religiös begründeten Extremismus, um undifferenzierte Zuschreibungen in Wort und Bild zu vermeiden. Zur Orientierung wurde ein Glossar entwickelt.
Das Projekt wurde gefördert im Rahmen der Initiative „Gemeinsam gegen gesellschaftliche Polarisierung“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.
Das Projekt wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ausgezeichnet.
[/wptab] [wptab name=’Beschreibung‘]Im Rahmen des Projektes „Wenn Bilder meine Sprache wären – mediale Darstellung muslimischen Lebens im Diskurs“ der TGD sollen durch einen analytischen Auseinandersetzungsprozess mit der Berichterstattung in den Medien über den Islam und Muslime in Deutschland zwei Ziele gleichermaßen erreicht werden.
Zum einen sollen Jugendliche bundesweit (insbesondere muslimische) sich reflektierend mit den Phänomenen Muslimfeindlichkeit, religiös begründeter Extremismus und Antisemitismus beschäftigen und ihre Rolle als gesellschaftspolitische Akteur_innen aktiv wahrnehmen.
Auf der anderen Seite sollen Vertreter_innen der Medien, insbesondere Lokalredakteur_innen als wichtige Multiplikator_innen sensibilisiert werden in ihrer Berichterstattung über Muslime (und als solche markierte) und religiös begründeten Extremismus, um undifferenzierte Zuschreibungen in Wort und Bild zu vermeiden.
Zur Sicherung der Nachhaltigkeit des vorliegenden Projektes soll im Rahmen des Auseinandersetzungsprozesses in den Workshops einerseits und dem Austausch mit Vertreter_innen der Medien andererseits ein Glossar entstehen in dem konkrete Vorschläge für eine sensiblere und ausgewogenere Berichterstattung festgehalten werden.
[/wptab] [wptab name=’Ausgangslage‘]Medien werden häufig als vierte Gewalt einer Demokratie bezeichnet. Sie erfüllen hierbei in tragender Weise die Aufgabe der öffentlichen Meinungsbildung und Informationsweitergabe. Der verwendete Sprachgebrauch gegenüber Muslimas und Muslimen und Personen in Deutschland, die als muslimisch markiert werden, aber auch die Darstellung dieser in den Medien beeinflusst stark die öffentliche Wahrnehmung und trägt zur Eigen- und Fremdwahrnehmung dieser Personengruppen im sozialen Kontext bei.
Insbesondere junge Postmigrant_innen (junge Menschen der 2.- 4. Generation ohne eigene, aber mit familiärer Migrationsgeschichte) fühlen sich oftmals durch die Medien benachteiligt und diskriminiert. Studien der Bertelsmann Stiftung (2012) sowie das Integrationsbarometer des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (2011) weisen das Gefühl der mangelnden Anerkennung und öffentlichen Stigmatisierung, im Besonderen von Muslim_innen und fremdbezeichneten Muslim_innen nach. Auch der im Oktober 2012 von der Jugendmigrantenorganisation Young Voice TGD durchgeführte Bundesjugendkongress Mygrantulations bestätigt in seinen abschließenden Empfehlungen den Wunsch, gegen mediale Pauschalisierungen und Diskriminierungen vorzugehen. Ebenso verfolgen Muslim_innen mit eigener Migrationserfahrung die Berichterstattung über ihre Herkunftsländer interessiert und zugleich mit Sorge über die Darstellungsweise, die häufig auf mangelnde Kultursensibilität schließen lässt.
Bezug zur Initiative gegen gesellschaftliche Polarisierung Der Deutschen Islam Konferenz:
Das vorliegende Projekt trägt im besten Sinne zu einer gesamtgesellschaftlichen Integration bei, indem es sowohl Wirkungen in Richtung Migrantencommunities als auch in Richtung Institutionen der Mehrheitsgesellschaft erzielt. Insbesondere der Phänomenbereich der Muslimfeindlichkeit steht im Zentrum der Betrachtung. Im Sinne des Eckpunktepapiers gegen eine gesellschaftliche Polarisierung erfolgt durch Aufklärung und Bildungsarbeit eine nachhaltige Verhinderung von Muslimfeindlichkeit durch die Stärkung und Sensibilisierung von jungen Muslimen und die Sensibilisierung von Medienvertreter_innen. Es leistet dabei einen Beitrag zur politischen Teilhabe und gleichzeitig zur interkulturellen Öffnung (Sensibilisierung) der Gesellschaft.
Die Ziele des Projektes werden anhand von eintägigen Workshops verfolgt. Die Workshops finden in Berlin (24. Mai), Hamburg (14. Juni), Hannover (24.Juni), Kiel (12. Juli), Stuttgart (13. September) und in Frankfurt am Main (18. Oktober) statt. Die Workshops finden jeweils in der Zeit von 09:00 – 17:00 Uhr statt. Die Teilnehmendenzahl ist auf maximal 15 begrenzt.
Die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos. Verpflegung wird gestellt. Nicht finanziert werden Reisekosten.
Bei Fragen und Interessen bitte an Frau Deniz Kauffmann (deniz.kauffmann(at)tgd.de) wenden.
Als pädagogische Methode in der Arbeit mit der Zielgruppe wird im Rahmen der Workshops auf die Analyse von Beispielen in der Berichterstattung gesetzt. Es werden case studies in thematische Cluster (bspw. Migration und Integration, Gewalt und Kriminalität, Islam und muslimisches Leben, Rassismus, Beruf und Beschäftigung, Sport sowie Gender) aufbereitet und mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen analysiert und diskutiert.
Im ersten Schritt ist hierfür ein geschützter Raum erforderlich indem sich die Teilnehmenden über ihre eigenen Erfahrungen mit Berichterstattungen und daraus resultierenden Pauschalisierungen austauschen können. Das Medium für diese Auseinandersetzung ist die Beschäftigung mit Diversity-Theorien und praktischen Übungen zur vorurteilsbewussten Wahrnehmung aus dem Bereich der Diversity – Trainings.
Der zweite Schritt ist die Auseinandersetzung mit Beispielen und die Entwicklung von alternativen Formen der Berichterstattung in Wort und Bild.
Am Beginn der Auseinandersetzung steht eine Einführung in die Medientheorie und die Methodik der medialen Diskursanalyse. Den größten Teil des Workshops wird die Arbeit an konkreten Beispielen ausmachen. Worte aber auch Bilder bzw. Botschaften und vermeintliche Sub-texte, die als diskriminierend oder stereotypisierend empfunden werden sollen so konkret wie möglich benannt werden. Nach dieser Analyse von Elementen, die für eine unsensible Berichterstattung stehen, werden die Teilnehmenden alternative Formen der Berichterstattung entwickeln.
Erst im dritten und letzten Schritt soll schließlich ein Austausch mit interessierten und regional verankerten Journalist_innen stattfinden. Ein Austausch der zwei unterschiedlichen Perspektiven von Berichterstatter_innen und Betroffenen einer ggf. stigmatisierenden oder stereotypisierenden soll dabei Wirkungen auf beiden Seiten erzielen.
Mit dem eigentlichen Projektziel, der Erstellung eines Nachschlagewerkes für kultursensible Berichterstattung vor Augen ist der Abgleich mit der Alltagsrealität von Journalist_innen ebenfalls hilfreich.
Die Fallbeispiele werden in den Bereichen Migration und Integration, Gewalt und Kriminalität, Islam und muslimisches Leben, Rassismus, Beruf und Beschäftigung, Sport sowie Gender identifiziert und werden neben dem Phänomenbereich der Muslimfeindlichkeit auch die Bereiche Antisemitismus und religiös begründeter Extremismus umfassen.
Der in den Beispielen durch die Medien verwendete Sprachgebrauch sowie die Darstellungsweise(n) werden analysiert und auf ihre Wirkung(en) im Hinblick auf die Verfestigung bestehender Klischees (negativer, wie positiver) untersucht.
Durch die Auseinandersetzung mit diversitysensibler Berichterstattung wird im Rahmen eines selbstreflexiven Prozesses auch die Auseinandersetzung mit eigenen vorurteilsgeprägten Denk- und Wahrnehmungsmustern stattfinden. Der Umgang mit vielfältigen Lebensweisen in Deutschland aus der muslimischen Perspektive wird auf diese Weise Diskussionsgegenstand sein.