Die gestern von der Bertelsmann Stiftung vorgelegte Studie „Berufsausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund“ bestätigt bedauerlicherweise das Gefühl vieler junger Menschen in Deutschland, dass ihre familiäre Zuwanderungserfahrung den Zugang zu Ausbildung und Arbeitsplatz erschwert.Von derzeit rund 70.000 ausbildenden Betrieben in Deutschland haben 60 % „noch nie einem Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Ausbildungsstelle gegeben“, heisst es in der Veröffentlichung. Und das obwohl inzwischen „mehr als ein Viertel der Jugendlichen … heute ausländische Wurzeln“ haben, erklärt Frank Frick, Bildungsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Die befragten Unternehmen, die noch nie einen Auszubildenden aus einer Migrantenfamilie eingestellt haben, gaben als Gründe hierfür die Sorge vor Sprachbarrieren (38 Prozent) im Unternehmen und kulturellen Unterschieden (14,7 Prozent) innerhalb der Belegschaft an. Am häufigsten wurde jedoch angegeben, dass die Betriebe keine Bewerbungen von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte erhielten. Diese Aussagen können jedoch stark bezweifelt werden. Nach Bewerberbefragungen 2012 der Bundesagentur für Arbeit (BA) und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) „erkundigten sich junge Menschen mit Migrationshintergrund deutlich häufiger bei Betrieben nach offenen Ausbildungsplätzen als dies jene ohne Zuwanderungsgeschichte getan haben“ (BIBB 2014, S.83).
Young Voice TGD kritisiert die defizitorientierte Haltung der Arbeitgeber und fordert stattdessen eine potentialorientierte Herangehensweise. Mehrsprachigkeit und vorhandene interkulturelle Kompetenz junger Menschen mit eigener oder familiärer Migrationserfahrung müssen vielmehr als bislang gewürdigt werden. Ängste und Vorurteile müssen abgebaut werden, sodass Unternehmer_innen verstärkt motiviert werden, Stellen mit jungen Menschen mit Migrationserfahrung zu besetzen.