Der amerikanische Politologe Samuel Huntington befindet sich auf einer Vortragsreise durch Deutschland. Seine Grundthese: Nach dem Scheitern des Kommunismus als dem Hauptfeind der westlichen Welt drohen nunmehr Gefahren durch Kulturen, die sich auf den Islam, den Konfuzianismus oder das orthodoxe Christentum berufen.
Eine Konfrontation der Staaten der „christlich-westlichen Wertegemeinschaft“ mit diesen Kulturen sei unvermeidlich. Die westliche Welt müsse sich gegen diese Bedrohung zusammenschließen. Offensichtlich inspiriert von derlei Gedankengut, das an die Ideologie der mittelalterlichen Kreuzzüge erinnert, erklärten die Regierungschefs der christlichdemokratischen Parteien in der EU Anfang März 1997 in Brüssel, die EU habe andere kulturelle, humanitäre und religiöse Werte als die Türkei. Daher könne die Türkei als ein islamisches Land auch nicht Mitglied der EU werden. Dies geschieht in einer Zeit, in der täglich von der Globalisierung der Welt gesprochen wird. Diese Erklärung hat in der Türkei zu recht eine breite Welle des Unverständnis-ses und der Empörung ausgelöst. Die Türkei, seit 34 Jahren der EU assoziiert, ist Mitglied der Zollunion und überdies seit 45 Jahren ein verläßlicher Partner in der NATO. Mit Ausrufung der Republik durch Kemal Atatürk vor 74 Jahren hat sich die Türkei ganz eindeutig für eine Zivilisation westlicher Prägung entschieden, fühlt sich den Grundsätzen eines demokratischen Gemeinwesens nach westeuropäischem Vorbild verpflichtet. Mehr als drei Millionen Menschen türkischer Herkunft leben in den Staaten der Europäischen Union, davon allein 2,3 Millionen in Deutschland. Aus religiösen oder kulturellen Gründen die Mitgliedschaft der Türkei in der EU heute in Frage zu stellen, wäre nicht nur eine Provokation der Türkei, es bedeute-te auch die Ausgrenzung eben dieser drei Millionen Menschen. Bei einer EU-Mitgliedschaft der Türkei kann dagegen zu recht erwartet werden: Eine weitere Demokratisierung, strikte Beachtung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit sowie die Lösung der Kurdenfrage auf demokratischem We-ge. Wir jedenfalls machen uns als „Deutschland-Türken“ große Sorgen, wenn unter Zuhilfenahme mittelalterlicher Ideologien mit neuen Feindbildern eine künstliche Konfrontation zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Kulturkreise provoziert, Ängste und Vorurteile angefacht werden sollen. Zu unserem Bedauern trägt auch „Der Spiegel“ in seiner neuesten Ausgabe vom 14.4. zu diesem Geist der Konfrontation bei. Mit einer Auflistung ausschließlich negativer Beispiele wird das Scheitern der „multikulturellen Gesellschaft“, ja der Integration der Türken in die deutsche Gesellschaft überhaupt erklärt. Nicht nur einzelne Massenblätter, auch dieses renommierte Nachrichtenmagazin befleißigt sich dabei einer Berichterstattung, die nur als unsachlich, in sich widersprüchlich, populistisch und daher als unseriös bezeichnet werden kann. Wer diesen Bericht gelesen hat, kann eigentlich nur noch den Schluß ziehen, daß sich Deutschland schnellstens der durch diese Menschen drohenden Gefahr entledigen sollte. Wir brauchen uns daher nicht zu wundern wenn die physische Gewalt gegen Ausländer, speziell gegen Türken demnächst zunehmen wird, um diese in ihre Herkunftsländer zurückzudrängen. Daß unter den mehr als 7 Millionen Nichtdeutschen, die in unserem Land leben, einige Tausend zu finden sind, die straffällig wurden, ganz entsprechend zum deutschen Bevölkerungsanteil, ist nicht zu bestreiten. Aus diesem Grunde aber die integrationspolitische Zielsetzung oder auch die multikulturelle Gesellschaft, deren Verwirklichung einen langen Prozeß voraussetzt, als gescheitert zu erklären, ist viel zu kurz gedacht. Hierfür müßten auch erst die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hinzu kommt, daß der Nährboden angesichts von 4,5 Millionen Arbeitslosen und einer zunehmenden Verarmung breiter Bevölkerungskreise für eine durch derarti-ge Berichterstattung beförderte rechtsradikale Gewalt äußerst fruchtbar ist. Gerade in solchen Zeiten aber kommt Politikern und Medien für ein friedlichsolidarisches Miteinander zwischen der deutschen und der nichtdeutschen Bevölkerung ein hohes Maß an Verantwortung zu. Gerade jetzt ist die Courage gefragt, Flagge zu zeigen wider den Geist der Konfrontation und Abgrenzung. Gerade jetzt gilt es, sich einzusetzen für mehr Toleranz und einen Dialog zwischen Men-schen unterschiedlicher Kulturen!
Eine Konfrontation der Staaten der „christlich-westlichen Wertegemeinschaft“ mit diesen Kulturen sei unvermeidlich. Die westliche Welt müsse sich gegen diese Bedrohung zusammenschließen. Offensichtlich inspiriert von derlei Gedankengut, das an die Ideologie der mittelalterlichen Kreuzzüge erinnert, erklärten die Regierungschefs der christlichdemokratischen Parteien in der EU Anfang März 1997 in Brüssel, die EU habe andere kulturelle, humanitäre und religiöse Werte als die Türkei. Daher könne die Türkei als ein islamisches Land auch nicht Mitglied der EU werden. Dies geschieht in einer Zeit, in der täglich von der Globalisierung der Welt gesprochen wird. Diese Erklärung hat in der Türkei zu recht eine breite Welle des Unverständnis-ses und der Empörung ausgelöst. Die Türkei, seit 34 Jahren der EU assoziiert, ist Mitglied der Zollunion und überdies seit 45 Jahren ein verläßlicher Partner in der NATO. Mit Ausrufung der Republik durch Kemal Atatürk vor 74 Jahren hat sich die Türkei ganz eindeutig für eine Zivilisation westlicher Prägung entschieden, fühlt sich den Grundsätzen eines demokratischen Gemeinwesens nach westeuropäischem Vorbild verpflichtet. Mehr als drei Millionen Menschen türkischer Herkunft leben in den Staaten der Europäischen Union, davon allein 2,3 Millionen in Deutschland. Aus religiösen oder kulturellen Gründen die Mitgliedschaft der Türkei in der EU heute in Frage zu stellen, wäre nicht nur eine Provokation der Türkei, es bedeute-te auch die Ausgrenzung eben dieser drei Millionen Menschen. Bei einer EU-Mitgliedschaft der Türkei kann dagegen zu recht erwartet werden: Eine weitere Demokratisierung, strikte Beachtung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit sowie die Lösung der Kurdenfrage auf demokratischem We-ge. Wir jedenfalls machen uns als „Deutschland-Türken“ große Sorgen, wenn unter Zuhilfenahme mittelalterlicher Ideologien mit neuen Feindbildern eine künstliche Konfrontation zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Kulturkreise provoziert, Ängste und Vorurteile angefacht werden sollen. Zu unserem Bedauern trägt auch „Der Spiegel“ in seiner neuesten Ausgabe vom 14.4. zu diesem Geist der Konfrontation bei. Mit einer Auflistung ausschließlich negativer Beispiele wird das Scheitern der „multikulturellen Gesellschaft“, ja der Integration der Türken in die deutsche Gesellschaft überhaupt erklärt. Nicht nur einzelne Massenblätter, auch dieses renommierte Nachrichtenmagazin befleißigt sich dabei einer Berichterstattung, die nur als unsachlich, in sich widersprüchlich, populistisch und daher als unseriös bezeichnet werden kann. Wer diesen Bericht gelesen hat, kann eigentlich nur noch den Schluß ziehen, daß sich Deutschland schnellstens der durch diese Menschen drohenden Gefahr entledigen sollte. Wir brauchen uns daher nicht zu wundern wenn die physische Gewalt gegen Ausländer, speziell gegen Türken demnächst zunehmen wird, um diese in ihre Herkunftsländer zurückzudrängen. Daß unter den mehr als 7 Millionen Nichtdeutschen, die in unserem Land leben, einige Tausend zu finden sind, die straffällig wurden, ganz entsprechend zum deutschen Bevölkerungsanteil, ist nicht zu bestreiten. Aus diesem Grunde aber die integrationspolitische Zielsetzung oder auch die multikulturelle Gesellschaft, deren Verwirklichung einen langen Prozeß voraussetzt, als gescheitert zu erklären, ist viel zu kurz gedacht. Hierfür müßten auch erst die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hinzu kommt, daß der Nährboden angesichts von 4,5 Millionen Arbeitslosen und einer zunehmenden Verarmung breiter Bevölkerungskreise für eine durch derarti-ge Berichterstattung beförderte rechtsradikale Gewalt äußerst fruchtbar ist. Gerade in solchen Zeiten aber kommt Politikern und Medien für ein friedlichsolidarisches Miteinander zwischen der deutschen und der nichtdeutschen Bevölkerung ein hohes Maß an Verantwortung zu. Gerade jetzt ist die Courage gefragt, Flagge zu zeigen wider den Geist der Konfrontation und Abgrenzung. Gerade jetzt gilt es, sich einzusetzen für mehr Toleranz und einen Dialog zwischen Men-schen unterschiedlicher Kulturen!