Neuerdings sprechen sie von einer „privilegierten Partnerschaft“ für die Türkei, anstelle einer EU-Perspektive und Mitgliedschaft. Die Türkei ist in den Augen derer so dumm oder so unfähig, dass sie ein solch lächerliches und sie gegenüber allen anderen EU-Anwerbestaaten diskriminierendes Angebot akzeptieren würde. Selbst diese Einschätzung und Erwartung, die Türkei würde ein solches, sie erniedrigendes Angebot überhaupt berücksichtigen, ist dumm und töricht.
Das Assoziierungsabkommen zwischen der damaligen EWG und der Türkei mit der Vorgabe einer EU-Mitgliedschaft für die Türkei wurde vor 41 Jahren von der CDU/CSU Regierung unter Konrad Adenauer unterzeichnet. Die jetzige Politik der Enkellinen und Enkel steht an erster Stelle mit der vertraglichen Vereinbarung der eigenen Partei in Widerspruch.
Die Unionsparteien schüren mit falschen Angaben Ängste und hoffen mit dieser Politik Stimmen bei den bevorstehenden Wahlen zu fangen. Sie täuschen sich. Laut einer Umfrage der ARD vom Januar dieses Jahres befürworten jedoch inzwischen 54 Prozent selbst der CDU Wählerinnen und Wähler und 58 Prozent der deutschen Bevölkerung eine mittel- bis langfristige Aufnahme der Türkei in die EU.
Mit dieser ablehnenden und die Türkei diskriminierenden Politik mobilisieren die Unionsparteien jedoch die Deutschland Türken gegen sich, weil diese Strategie notwendiger Weise auch eine Absage- und Abschottungspolitik gegen die Deutschland-Türken und gegen ihre Integration in die deutsche Gesellschaft beinhaltet.
Wir rufen die Führung der CDU/CSU auf, mit dieser Selbsttäuschungspolitik aufzuhören und die Türkei mit anderen EU-Beitrittskandidaten gleich zu behandeln. Es geht im Dezember 2004 nur um eine klare EU-Perspektive für die Türkei, deren volle EU-Mitgliedschaft erst in einigen Jahren zu besprechen wäre.
Prof. Dr. Hakkı Keskin