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Am 03.06.2014 wurde in Berlin von 11 Migrant_innenverbänden der Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity (VIW) gegründet. Die TGD freut sich auf eine konstruktive und nachhaltige Zusammenarbeit und dankt allen, die die TGD und die anderen Migrant_innenverbände in ihrem Vorhaben unterstützt haben.

Zu den Gründungsmitgliedern gehören:
Amaro Drom, Bund der spanischen Elternvereine, Bundesverband Deutsch-Arabischer Vereine, Bundesverband der Vietnamesen, Bundesverband russischsprachiger Eltern, korientation – Asiatische Deutsche, Kroatischer Weltkongress, Polnischer Sozialrat, Türkische Gemeinde, Verband griechischer Gemeinden und der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde.
In den Vorstand wurden gewählt:
Sprecher/-innen:
Dr. Kien Nghi Ha (korientation – Asiatische Deutsche)
Kenan Kolat (Türkische Gemeinde in Deutschland),
Olga Sperling (Bundesverband russischsprachiger Eltern).
Beisitzer/-innen:
Nikolaos Athanassiadis (Verband griechischer Gemeinden in Deutschland)
María Luisa Criado Camarero (Bund der spanischen Elternvereine in der Bundesrepublik Deutschland)
Dr. Ali Chaaban (Bundesverband Deutsch-Arabischer Vereine in Deutschland)
Sami Dzemailovski, Amaro Drom
Moctar Kamara (Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland)
Marta Neüff (Polnischer Sozialrat)
Prof. Dr. Van Thoai Nguyen (Bundesverband der Vietnamesen)

Kassenwart:
Mijo Maric (Kroatischer Weltkongress in Deutschland)
Als Kassenprüfer/-innen wurden gewählt:
Dr. Jean Michel Bollo (Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland)
Ayşe Demir (Türkische Gemeinde in Deutschland)
Thuy Le (korientation – Asiatische Deutsche)

Die Antrittsrede:
Sehr geehrte Damen und Herren,
da Sie in unserem Positionspapier ausführlich über das Selbstverständnis und die Ziele unseres Verbandes für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity informiert werden, möchten wir in unserem Gründungsstatement nur einige kurze Schlaglichter werfen, die deutlich machen, worum es uns geht.

Beginnen wir mit unserem Staatsoberhaupt, dem Bundespräsidenten Joachim Gauck und seiner Rede im Rahmen der feierlichen Einbürgerung von 23 Neudeutschen, einen Tag vor dem 65. Geburtstag unseres Grundgesetzes. Folgendes berichtete unser Bundespräsident:
Zitat Rede des Bundespräsidenten:
„Vor ein paar Wochen saßen hier auf der Bühne im Schloss Bellevue drei Journalistinnen: junge Frauen mit polnischen, vietnamesischen und türkischen Familiengeschichten, allesamt – wie es so schön heißt – „bestens integriert“. Sie sprachen von ihrem Verhältnis zu Deutschland, von zwiespältigen Emotionen. Ich zitiere: „Wut, weil wir das Gefühl haben, außen vor zu bleiben; weil es ein deutsches ‚Wir‘ gibt, das uns ausgrenzt. Und Stolz, weil wir irgendwann beschlossen haben, unsere eigene Identität zu betonen.“ Solche Worte treffen mich, und sie freuen mich zugleich. Sie treffen mich, weil sie bedeuten: Menschen, die hier geboren, aufgewachsen und heimisch sind, fühlen sich immer wieder aufs Neue zu „Anderen“ gemacht.
Das darf nicht sein. Hören wir auf, von „wir“ und „denen“ zu reden. Es gibt ein neues deutsches „Wir“, die Einheit der Verschiedenen. Und dazu gehören Sie genauso selbstverständlich wie ich. Die Worte der drei Frauen freuen mich zugleich, denn ich erkenne dahinter auch Selbstbewusstsein. Sie wollen mitgestalten. Und etwas Besseres kann unserem Land nicht passieren. Denn sie bringen ihre Erfahrungen und ihre Träume mit. Sie erschließen Räume zwischen unterschiedlichen Traditionen und Lebenseinstellungen – und erweitern damit unseren gemeinsamen kulturellen Raum.“

Warum zitieren wir diesen Teil, der zu Recht viel beachteten Rede des Bundespräsidenten?
Die hier und heute als Gründungsmitglieder angetretenen Organisationen, bzw. die Menschen, die diese repräsentieren, sind wie diese drei jungen Frauen. Sie treten mit ähnlichen Erfahrungen an und arbeiten unter dem Dach eigener Organisationen zum Teil seit Jahrzehnten daran, dass die Verschiedenheit der hier lebenden Menschen einem gemeinsamen und vielleicht neuem „Wir“ nicht im Wege steht.
Auch wir wollen mitgestalten und unseren Beitrag leisten zu der jetzt schon viel zitierten „Einheit der Verschiedenen“ – Was braucht dieses neue „Wir?“

Wir teilen die weitverbreitete Auffassung, dass Bürgerengagement der Kitt ist, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Im jüngsten Gutachten des Sachverständigenrates der deutschen Stiftungen für Integration und Migration wird in Bezug auf die Selbstorganisationen der Migrantinnen und Migranten von einem Paradigmenwechsel berichtet in Bezug auf die Frage, wie Migrantenverbände die Integration beeinflussen, ob sie also als förderlich oder hemmend gesehen werden. Im Gutachten heißt es:
„Die neuere sozialwissenschaftliche Forschung zu Netzwerken und zur Bedeutung von Sozialkapital zeigt aber, dass die Stärkung sozialer Beziehungen die Teilhabe auch in anderen Bereichen wie Arbeitsmarkt oder Bildung grundsätzlich positiv beeinflussen kann – unabhängig davon, ob diese Sozialbeziehungen in inter- oder in intraethnischen Zusammenhängen stattfinden.“
Diese Erkenntnis ist eigentlich nicht besonders überraschend. Das Engagement z. B. in Fussballvereinen hat dieselben positiven Auswirkungen, ganz gleich ob es in einem migrantischen Verein stattfindet oder in einem deutschen, ob es nun überwiegend in deutscher Sprache oder in Kroatisch, Türkisch oder Englisch stattfindet. Es ist Engagement von Mensch zu Mensch und es kommt der Gesellschaft zu Gute.

Wenn die Äußerungen der hier versammelten Migrantenverbände in der Vergangenheit den weitverbreiteten Vorstellungen von einer gelungenen Integration zuwiderliefen, kann das durchaus auch an den bisherigen Vorstellungen von Integration liegen, der Vorstellung das Neue müsste sich einfügen lassen in etwas Bestehendes.
Immer wieder die Notwendigkeit zu betonen, dass dies nicht ausreichend ist, dass es mehr braucht um sich einzubringen, um sich zu Hause zu fühlen, das war unser Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft, zu einem neuen WIR.
Unser Bundespräsident Joachim Gauck hat in seiner Rede betont, wie wichtig Aushandlungsprozesse bei der Entstehung eines neuen Wir´s sind, wie wichtig die Bereitschaft ist, sich zu bewegen, etwas Neues zuzulassen, auch mal etwas auszuhalten. Damit etabliert sich eine neue Herangehensweise an das Thema Integration als eine Herausforderung sowohl für das Neue als auch für das Bestehende bei der Entstehung von etwas ganz Neuem mitzuwirken. Die hier versammelten Verbände sprechen in diesem Kontext schon seit einigen Jahren lieber von Teilhabe und Partizipation als von Integration.

Ehrenamtliches soziales Engagement setzt Orte voraus, an denen die Menschen Wertschätzung erfahren und auf andere Menschen treffen, denen sie sich nahe fühlen, das ist naheliegend.
Migrantinnen und Migranten engagieren sich nur zum Teil in eingesessenen Vereinen und Verbänden, aber zu einem beträchtlichen Teil tun sie dies auch in eigenen Vereinen oder außerhalb jeglicher Strukturen im eigenen Sozialraum oder der eigenen Community.

Um aus der vorhandenen Vielfalt des Engagements einen gesellschaftlichen Nutzen zu ziehen, ist es notwendig alle Formen des Engagements gleichermaßen zu würdigen und zu fördern. Interkulturelle Öffnung der bestehenden Institutionen ist dabei ebenso wichtig wie die Förderung des Engagements in migrantischen Organisationen (Sport-, Kultur-, Elternvereinen etc.).
Der Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege tritt an, um in diesem Sinne auch in der Zukunft für den Kitt zu sorgen, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Er versteht sich als ein Netzwerk von bundesweit tätigen migrantischen Vereinen, gegründet mit den Zielen:
• die Diversitykompetenz im Bereich der Wohlfahrtspflege zu erhöhen und
• das ehrenamtliche Potential in den Minderheitengruppen durch Empowerment sichtbar und wirkungsvoll zu machen.
Die heutige Verbandsgründung ist unser deutliches Ja bezogen auf die Bereitschaft unser Land und unsere Gesellschaft mitzugestalten.

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