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Pressemitteilung vom 23. November 2022

30 Jahre Mölln – Von Beileids- und Sozialtourismus: Politiker*innen bedienen immer noch rassistische Narrative!

Am 23. November 1992 verübten zwei Neonazis Brandanschläge in der Ratzeburger Straße und in der Mühlenstraße in Mölln. Dabei starben die 10-jährige Yeliz Arslan, ihre 14-jährige Cousine Ayşe Yılmaz und die 51-jährige Bahide Arslan, viele Bewohner*innen wurden verletzt. Der rassistische Gewaltakt ist zwar 30 Jahre her, die Relevanz für unsere Zusammenleben bleibt aber immens.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat im Rahmen des 30. Jahrestags der Anschläge von Mölln die Gedenkorte in der Ratzeburger Straße und in der Mühlenstraße besucht und der Opfer gedacht. Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, sagt: „Es war emotional die Gedenktafeln an den beiden Tatorten zu sehen und von einer Straße in die andere zu laufen. Mölln beschäftigt die türkeistämmige Community auch 30 Jahre später noch, weil wir als Gesellschaft in vielen Dingen nicht wesentlich weitergekommen sind. Das Narrativ vom rechtsextremen Einzeltäter, das Ausblenden rassistischer Strukturen, Täter-Opfer-Umkehr, ein katastrophaler Umgang mit Überlebenden und Betroffenen – dieses Muster zieht sich durch das Kontinuum rechter Gewalt in Deutschland.“

„Es ist völlig egal, ob es 15, 30 oder 50 Jahre her ist, wenn wir als Gesellschaft nichts aus den Brandanschlägen von Mölln lernen“, mahnt Aslıhan Yeşilkaya-Yurtbay, Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland. „Das politische, gesellschaftliche und mediale Klima ist heute zum Glück ein anderes, aber auch das Klima heutzutage befeuert Rassismus und kann im Einzelfall zum Extremfall werden.

Helmut Kohl hat damals bewusst nicht an der Trauerfeier für die Opfer von Mölln teilgenommen, um nicht in ‚Beileidstourismus auszubrechen‘. Kohls Beileidstourismus von damals ist Merz’ Sozialtourismus von heute. Beides sind Ausdruck einer Politik, die die Gefahr von Rechtsextremismus und Rassismus nicht ernst genug nimmt, aber leider Kontinuität in Deutschland hat. Es muss zum absoluten Tabu werden, dass demokratische Kräfte in unserem Land diese rassistischen Narrative kalkuliert für ihre Zwecke nutzen!“

„Die Opferfamilien müssen ihre Perspektiven und Erfahrungen aktiv in politische Prozesse einbringen können, damit sich Politik für alle Menschen verbessert“, fordert Gökay Sofuoğlu. Die TGD begrüßt daher die geplanten Hilfen der Bundesregierung im Bereich Vernetzung und Empowerment der Opferfamilien deutschlandweit und im Bereich der Erinnerungskultur.

Hier finden Sie die PM als PDF.


Pressekontakt:

Kaan Bağcı
Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.
Obentrautstraße 72, 10963 Berlin
Mobil: 01520 6862206
Mail: Kaan.Bagci@tgd.de

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