Der Terroranschlag der Hamas jährt sich zum ersten Mal. Jubelstimmung und Relativierungen gibt es wie bereits vor einem Jahr noch immer. Viele Menschen und verschiedene Communitys erleben seit einem Jahr deutlich mehr Angst, Diskriminierung und Gewalt in Deutschland. Die Türkische Gemeinde in Deutschland e.V. appelliert für gemeinsame Entschlossenheit im Umgang mit jeglicher Form von Menschenfeindlichkeit.
„Der Krieg im Nahen Osten darf nicht die Sicherheit und Freiheit von Menschen in Deutschland kosten“, sagt Aslıhan Yeşilkaya-Yurtbay, Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. „Täglich beobachten wir, welche Gefühle der Krieg auch hier in Deutschland entfesselt. Ich verstehe, wenn Menschen Wut, Trauer und Frust empfinden, angesichts des unendlichen Leids der Menschen auf beiden Seiten. Ich habe aber absolut kein Verständnis dafür, wenn Menschen antisemitische oder terroristische Angriffe und den Tod von Zivilist*innen bejubeln. Ebenso inakzeptabel sind Ausschreitungen wie gestern in Berlin Neukölln und Angriffe auf Polizeibeamt*innen, auch wenn der überwiegende Teil der Demonstrant*innen friedlich war. Es erschreckt mich, wie sehr dieser Krieg unser Zusammenleben in Deutschland gefährdet und wie leichtsinnig und empathielos wir mit Gefühlen unserer Mitmenschen umgehen.“
Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V., sagt: „Der Weg um zu vermeiden, dass Konflikte in Gewalt ausarten, muss geprägt sein von Kommunikation und Empathie. Unsere Mitmenschen aus den betroffenen Communitys hier in Deutschland erfahren alle das unendlich grausame Leid des Krieges. Sie verlieren Menschen, die sie lieben oder haben sie bereits verloren, Kinder, Geschwister, Eltern. Sie verlieren ihre Sicherheit. Es ist unerträglich, wenn jüdisches Leben in Deutschland bedroht wird, wie es überhaupt unerträglich ist, wenn Gruppen pauschal verurteilt und verantwortlich gemacht werden für Terror oder militärische Operationen. Wir sind mit allen betroffenen Communitys hier in Deutschland eng verbunden. An unsere Mitmenschen aber auch an Politik und Medien möchte ich appellieren: richten Sie den Blick auf alle betroffenen Menschen, Jüdinnen und Juden, Mitbürger*innen mit palästinensischen Wurzeln und im Libanon. Erkundigen Sie sich, wie es ihnen und ihren Familien geht, denn das ist das Fundament für ein friedliches Zusammenleben.“