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Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) ist entsetzt darüber, dass unmittelbar nach dem Sturz der Assad-Diktatur, die Abschiebung von Syrer*innen den Diskurs bestimmt. Der Verband warnt davor, einen Abschiebewettbewerb zu veranstalten, der nur den Extremisten nützt und Deutschland zudem nachhaltig schadet.

„Anstatt uns einen Augenblick in die Lage der Menschen zu versetzen, die einst vor einem brutalen Diktator geflohen sind, vielleicht Angehörige und Freunde in den Foltergefängnissen oder im Bürgerkrieg verloren haben, anstatt ihre Freude oder ihre Sorgen zu teilen, bringen es Politiker*innen fertig, unmittelbar über ihre Heimreise oder über Abschiebungen zu schwadronieren“, sagt Aslıhan Yeşilkaya-Yurtbay, Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. „Ich finde das menschlich und politisch beschämend. Von manchen Kräften erwarten wir nichts anderes, aber wenn Vertreter*innen von Christlichen Parteien in der Vorweihnachtszeit auf diesen Zug der Empathielosigkeit aufspringen ist das erschreckend und für uns als Vielfaltsgesellschaft entmutigend.“

Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. sagt: „Die Debatte macht deutlich, dass es Politiker*innen gibt, die alle Geflüchteten Menschen am liebsten sofort wieder loswerden möchten. Sie sehen nicht die Menschen, die Nachbar*innen, die Kolleg*innen, die unsere syrischen Mitbürger*innen längst geworden sind, als Pflegekräfte, Taxifahrer*innen oder Ärzt*innen. In der Bevölkerung ist das anders. Trotz der medialen und politischen Stimmungsmache zeigt das Integrationsbarometer des SVR stabile Zustimmungswerte. Aussagen wie in der aktuellen Debatte haben allerdings fatale Wirkung auf viele Menschen in unserer Einwanderungsgesellschaft. Den Türk*innen hat man in den 90er Jahren unter Helmut Kohl Rückkehrprämien angeboten. Das war erniedrigend und wir haben gehofft, dass sich diese Fehler nicht wiederholen.“

„Es ist auch wirtschaftspolitisch fatal“, ergänzt Yeşilkaya-Yurtbay. „Statt einer Willkommenskultur, die wir angesichts des Fachkräftemangels unbedingt bräuchten, wird hier das Gegenteil etabliert. Eine Art Antiwillkommenskultur, mit der wir uns komplett aus dem Spiel nehmen im Wettbewerb um Fachkräfte aus aller Welt. Und nicht nur das. Das Integrationsbarometer des SVR beschreibt, dass viele Menschen mit Migrationsgeschichte nachdenken, das Land zu verlassen, obwohl sie hier geboren sind. Diese Empathielosigkeit ist der Kern des Problems bei der Gestaltung unserer Vielfaltsgesellschaft. Die Bürger*innen in unserem Land sind zum Glück viel weiter. Es ist für uns der Moment, die Politiker im Wahlkampf aufzurufen, die Verrohung des Diskurses nicht weiter anzutreiben.“

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